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VS-Cup ¼-Finale 31.03.2022 – Abgang mit Stil

UHC Naters-Brig - Blacknosesheep: 8:7


Cup ¼-Finale, Klosi, Derbytime. David gegen Goliath. Der grosse UHC Naters-Brig gegen den Underdog Blacknosesheep mit ihren 18 Mitgliedern. Der UHC Naters-Brig, gegründet 1985, zählt gemäss Website (die ruhig einmal erneuert werden dürfte) 115 Mitglieder und erlebte heuer Aufstiegsfreuden. Sollte doch das Herrenteam in die 1. Liga und damit in die höchste Kleinfeldliga des Landes aufsteigen. Bravo.


Nun zählt also der UHC Naters-Brig zu den 20 besten Kleinfeldmannschaften des Landes. Ein Riesenerfolg für die Stadt, die keine sein will. Empfang bei den Behörden? Eintrag ins Ehrenbuch? Festumzug durch die Stadt von der Klosi durch das alte Dorf, über die Furkastrasse bis zum Stapfen oder umgekehrt? Nichts gehört. Schade eigentlich. Denn der Verein hätte es verdient und solche Erfolge sind schliesslich nicht alltäglich. Oder, liebe Gemeindepolitiker/innen?


Nun gut. Nicht unser Bier. Wir bereiteten uns auf das Spiel um die Vorherrschaft im Dorf vor. Dabei sahen wir im Vorfeld keine Chance, weder auf irgendwelche Lorbeeren noch auf ein Resultat, dass nicht zweistellig verloren gehen sollte. Immerhin trainiert der UHC 4h pro Woche. Die BNS 4.5h im Monat. Der UHC befindet sich im besten Sportleralter – gefühlt 25ig im Schnitt. Die BNS sind 40ig –gefühlt im Rentenalter nach Spieltagen. Reitet der UHC auf einer Erfolgswelle nach dem Aufstieg, lecken die Schafe physische und psychische Wunden nach der Playoff-Halbfinal-Niederlage gegen Pfynland. Und der UHC hat obendrein Heimvorteil, stellt den Schiri und empfiehlt den Matchtag. Ein Donnerstag – Anm. d. Red. Es spielte also Dynamik und Erfolg gegen eine Altherrentruppe. Zudem sollte über die Dauer von 3 x 20 Minuten gespielt werden. Unter diesen Voraussetzungen brauchen manche Fellträger bereits vor Spielbeginn Beatmungsgeräte.


Und trotzdem oder genau deswegen lieben die Schafe solche Herausforderungen. Die Vorgabe war klar. Mit Leidenschaft, Demut und Zusammenhalt kann einiges bewirkt werden. Auch kleine regionale Sportsensationen. Wird gemeinsam durchs Feuer gegangen, das Herz in die Hand genommen, dann liegt eine Überraschung drin.


Die Truppe wurde eingeschworen - der Tag als D-Day bezeichnet. Ein kurzer Blick in die Historie hierzu. Der Begriff D-Day erlangte am 6. Juni 1944 Berühmtheit, als die Alliierten unter schweren Verlusten in der Normandie landeten. Die Befreiung Europas aus den Händen der Nazis begann. Dieser Tag ging als Wendepunkt in die Geschichte ein.

An dieser Stelle sollte aber nicht das martialische in den Vordergrund gestellt– schon gar nicht mit Blick auf das aktuelle Geschehen in der Ukraine. Vielmehr sollte das D hervorgehoben werden. Es steht für Departure Day, Decision Day, Delivery Day. Es sollte entschieden werden, wer die Nr. 1 im Dorf ist.


Sportsensationen gab es schon oft in der Geschichte: Wer hätte gedacht, dass Danish Dynamite 1992 die Euro gewinnt. Nicht mal qualifiziert waren sie. Und nur aufgrund des Ausschlusses der Jugoslawen (Anm. Bürgerkrieg), wurden die Dänen überhaupt zugelassen. Erfuhren sie teils im Mc Donalds essend vom Aufgebot, holten sie in Schweden sensationell den Titel – und das im Finale gegen den damaligen Weltmeister Deutschland.


Noch eine unglaubliche Sportgeschichte, datiert aus dem Jahr 1991: Fast 39 Jahre alt war Jimmy Connors zu Beginn der US Open 1991. Nach zahlreichen Operationen und Verletzungspausen lag der US-Amerikaner nur noch auf Rang 174 der Weltrangliste. Schon in der ersten Runde kam es zum Duell mit John McEnroe, damals Nummer 16 der Welt. Connors lag mit 4:6 6:7 0:3 und 0:40 zurück, ehe ihm doch noch das Comeback gelang. Er kämpfte um jeden Punkt, fightete sich tatsächlich zurück und gewann das Match nach über vier Stunden in 5 Sätzen.


Oder das Wunder auf dem Eis: Bei den Olympischen Winterspielen von Lake Placid (New York) trat am 22. Februar 1980 ein Team von US-Amateurspielern gegen die als unschlagbar geltende sowjetische Nationalmannschaft an. Was dann passierte, kam für viele Fans einem Wunder gleich. Die Sowjets gingen zu Anfang erwartungsgemäss in Führung. Doch die US-Boys spielten sich kurz vor Ende eine 4:3-Führung heraus. Dann starteten die Sowjets in den letzten Spielsekunden eine Schlussoffensive - die Amis stellten alle Feldspieler vors eigene Tor. Legendär der TV-Kommentar von Reporter Al Michaels, der die letzten Sekunden herunterzählte: „Elf Sekunden, noch zehn Sekunden, der Countdown geht jetzt richtig los ... Morrow vor auf Silk ... fünf Sekunden noch in diesem Spiel! Noch vier! Glauben Sie an Wunder? Ja!!! Unglaublich!“ Im Endspiel gegen Finnland erkämpften die US-Außenseiter dann sogar die Goldmedaille. Die Vereinigten Staaten jubelten. Der Triumph hat sich bis heute ins nationale Gedächtnis gebrannt.


Im Sport passieren also immer wieder kleinere und grössere Sensationen.

Und so startete die Partie um Punkt 21h00 an diesem Donnerstagabend. Die Fans waren einseitig verteilt und ca 50 davon anwesend. Gehörig Lärm haben sie verursacht. Großartig.

Abgottspon stand im Tor. Ein Mentalitätsmonster sondergleichen, der das Team zu einem 4:1 Vorsprung hexen sollte. Gespielt waren 20 Minuten. Die Räume wurden eng gemacht und offensiv schafften es die Schafe, Nadelstiche zu setzen und durch Zurwerra 2x, Frutiger und Zumoberhaus einzunetzen. Bei den Schafen fehlten der verletzte Topscorer Gruber und die Rekonvaleszenten Imoberdorf und Schmidt. Zudem fehlten Eggel, Zerzuben und Markovic aus beruflichen Gründen. Ambord sezierte den Gegner von der Bande aus. Die Bürchner Connection um Briggeler und Imesch stiessen für diesen Wettbewerb zur Herde. Es ist ein warmes Wiedersehen.


Der zweite Abschnitt sollte dann die Balance ein wenig durcheinanderbringen. Gleich mit 6:0 verloren die Schafe dieses Drittel. Sämtliche Tore wurden zwischen der 21’ und der 31’ zugelassen. Zu wenig eng wurde gedeckt, zu viel Raum dem Gegner zugestanden. Immer standen die Schafe ein wenig zu weit weg. So stand es nach 40 Spielminuten 4:7 aus der Sicht der Schafe. Keine Panik.

Wie abgemacht ersetzte der junge Torwart Schaffner nach Spielmitte Abgottspon. Schaffner spielte bärenstark auf und parierte gleich 2 Penaltys. Wow. Damit hielt er die Schafe in einem schwierigen Moment im Spiel.


Abschnitt 3 startete mit der Devise zu stabilisieren. Der junge Wyer sorgte für den 7:5 Anschlusstreffer bevor Zumoberhaus das 6:7 besorgte. Den Zuschauern stockte der Atem. Coach Ruppen schwitzte auf Seiten des UHC. Die Schafe erhöhten die Pace, pushten sich und liessen sich auch durch das 6:8 nicht aus der Ruhe bringen. Ohne Torhüter agierend, sorgte Zurwerra für das 7:8. Es blieb noch genügend Zeit für den Ausgleich. Doch dieser sollte nicht mehr realisiert werden. Schade. Heilfroh waren die Zuschauer und die Spieler und Coach Ruppen, als die Schlusssirene ertönte.


Mit erhobenem Haupt und Stil verliessen die Schafe gegen Mitternacht die Halle. Entweder Manhattan oder nöd, weiss Bligg zu singen. Die Schafe haben Würde und eben diesen Stil als Grandseigneure bewiesen und sich als gute Verlierer gezeigt. Grösse zeigt sich eben erst in der Niederlage. Auch oder geraden dann, wenn diese brutal ist. Ist es nun die dritte Pleite hintereinander mit einem Tor Unterschied.


Was zeigt nun dieses Spiel auf? Die OUM Gruppe A muss sich nicht verstecken. Gewinnt der Vertreter der OUM 2 von 3 Drittel und lässt in 50 Spielminuten nur 2 Tore zu, dann stellt sich schon die Frage nach dem Potenzial, das eigentlich vorhanden wäre. Wer sich nun fragt, wo in etwa das Niveau der OUM anzusiedeln ist, kann getrost antworten, dass Teams wie Embd, Pfynland und vielleicht sogar Grächen sich vor keinem Team in der Schweiz fürchten müssen. Die 20 besten Teams des Landes müssten in Stalden oder im Zentrum Sosta zuerst einmal bestehen. Ausnahmen gibt es vielleicht 2 oder 3. Nuglar und Wiler mit ihren NLA- und ehemaligen Naticracks um Hofbauer und co. Aber sonst? Vielleicht ist das aber auch der Grund, weshalb es sämtliche Aufsteiger schwer haben, den arrivierten Teams der OUM das Wasser zu reichen.


Dem UHC wünschen wir für die kommende Spielzeit viel Erfolg in der 1. Liga - die hoffentlich mit einem neuen Webauftritt beginnen wird.


Abgottspon, Schaffner; Heynen (0/1), König (0/1), Zurwerra (3/0); Gsponer, Zumoberhaus (2/0), Frutiger (1/3); Grünwald, Imesch, Briggeler, Wyer (1/0)


Fotos: Astrid Schaffner



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