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VS-Cup 10.01.2020 - 3. Gruppenspiel

Blacknosesheep : Ayer-Sierre 19:11 (8:2, 9:2, 2:7)

Die Walliser und der Cup, nicht nur im Fussball und beim FC Sion eine spezielle Geschichte, auch beim Unihockey ist dies ein Bericht über einen Walliser und seine Leidenschaft wert.


Auf der einen Seite: Gerhard.


Gerhard arbeitet von Montag bis Freitag bei der SBB, seit bald 30 Jahren. Tagein, tagaus, immer mit Freude, immer zuverlässig. In seiner Freizeit geht er seinem Hobby, den Schwarznasenschafen, nach. Oberhalb von Naters, am Natischerbärg, hat er einen Stall, in dem seine 23 Schafe untergebracht sind. Mit Leidenschaft geht Gerhard seinem Hobby nach, ehrliche Arbeit im Stall und auf dem Feld, ob Frühling, im Sommer im Aletschji, im Herbst oder im Winter. Dieses Hobby erfüllt seine Brust mit Stolz und kindlicher Freude.


Auf der anderen Seite die Blacknosesheep.


Während der Woche gehen sie ihrer Arbeit nach, ob in Bern, Bürchen, Sion oder Lausanne – jeder mit Freude, immer zuverlässig. In ihrer Freizeit fröhnen sie dem Unihockeysport. Spätestens am Freitag ist sie spürbar bei ihnen zu Hause – die fast kindliche Freude aufs Unihockey – ehrlicher Sport, Kameradschaft, Leidenschaft, ein beinahe unbeschreibliches Gefühl, welches ihre Brust mit Stolz erfüllt, für die Blacknosesheep auf dem Feld stehen zu dürfen. Sie stehen nicht nur für sich auf dem Feld, stellvertretend auch für die Oberwalliser Schäfer, nicht nur die Schwarznasenschäfer, aber auch.


Die Taschen wurden an diesem Freitag gepackt, ob in Ried-Brig, Bürchen, Visp, Naters oder Glis – alle machten sie sich auf ins Natischer Klosi, der Heimstätte der Schafe.

Dort sollten die Spieler aus Ayer-Sierre warten, der heimliche Gruppenfavorit. Die Truppe um Coach Theler war mit 3 kompletten Blöcken angereist, darunter Routiniers wie Savary, Grichting, Imhof oder Kaeser – nicht nur in der Region Siders bekannte Gesichter im Unihockey. Und sie waren gekommen um ihr Bestes zu geben!


Die Blacknosesheep liefen sich in der Halle warm, jeder nahm es ernst. Es sollte ein guter Start werden ins 2020, auch sie waren gekommen um ihr Bestes zu geben.

Zu dieser Zeit hatte Gerhard seinen Arbeitstag bereits fast hinter sich. Am Tag bei der Trafostation kurz vor Iselle, wo es darum ging eine defekte Anlage auzuwechseln, am Abend oberhalb von Naters bei seinen geliebten Schafen im Stall – er hatte bereits sein Bestes gegeben.


Das Einschiessen war vorbei, Jonas Gruber und Jean-Marc Lowiner hatten ihren Platz am Speakertisch eingenommen, die Sheeps waren bereit, Ayer auch. Sogar noch ein Bisschen mehr als die Schafe. Denn bereits nach 28 Sekunden hatte Zuberbühler das Skore für die Unterwalliser eröffnet. Ein Schuss, der Ball prallte an Abgottspons Bein, von da in die Höhe, vorbei an Freund und Feind und im Getümmel ins Tor – 0:1 für Ayer-Sierre. Ungewohnt früh musste sich Abgottspon bezwingen lassen, dieser Fels in der Brandung, immer ruhig, immer sicher. Genau der Eric Abgottspon, welcher vor exakt 15 Jahren in Monthey an der Jugendolympiade für die Schweizer Nationalmannschaft auf dem Eisfeld stand. 15 Jahre nach diesem Ereignis findet die Jugendolympiade in Lausanne statt, sie hatte am Vortag ihre Eröffnungszeremonie, und Abgottspon hütet immer noch mit stoischer Ruhe das Tor. Im Gesicht ein Bisschen gealtert, bei den Reflexen keineswegs.


Die Schafe reagierten wie es sich für sie gehört. Nach knapp 12 gespielten Minuten führten sie 7:1. Sie hatten das Spiel gedreht, und wie! Heynen war zu schnell für Ayer-Sierre, mehr als einmal, König vor dem Tor zu abgeklärt, Gsponer von Frutiger herrlich bedient worden, Imesch muss man nicht erklären wo das Tor steht, Zurwerra traf das Kreuz mit viel Ruhe und Übersicht und Briggeler belohnte sich für seinen unermüdlichen Einsatz.


8:2 stand es nach dem ersten Drittel, die Geheimfavoriten aus Ayer wussten nicht, wie ihnen geschah.


Gerhard nahm zu dieser Zeit zu Hause seine Suppe ein – Minestrone, gekocht von seiner Frau. Er war zufrieden mit seinem Tag und liess den Abend genüsslich ausklingen.

Die Unterwalliser nahmen sich Einiges vor fürs zweite Drittel, und mussten auch hier anerkennen, dass die Schafe besser waren. Grünwald stellte seine Schützlinge auf der Bank Mal für Mal perfekt auf den nächsten Einsatz ein. Was er sagte hatte Hand und Fuss, kurz gesagt: Grünwald, ein wahrer Könner seines Fachs.


Die Geschichte des zweiten Drittels ist schnell erzählt. Imesch versorgte seinen Säbel 4 Mal im Gurt, heisst 4 Tore in einem Drittel. Obwohl Zurwerra meinte, es handle sich um den Gruss an die Kleinkaliberschützen aus Bürchen. Zuwerra selbst, wäre er nicht so bodenständig, könnte man ihn mit «dum Hansrüedi» vergleichen (va tüüsige bin ich z Idol), netzte 3 Mal ein. Statt Idol sein zu wollen arbeitet er lieber hart an sich und bringt Mal für Mal seine Leistung auf dem Feld. Und ist damit ungewollt doch ein Idol. Gsponer und Frutiger liessen sich ebenfalls in die Torschützenliste eintragen. Gsponer hatte es einfach, da Frutiger mit seiner Präsenz mehr als einen Gegenspieler auf sich zog und ihm so den Weg frei machte. Einen wie Frutiger wünscht man sich in jedem Team, einer der nur schon mit seiner Präsenz einen Block führen und besser machen kann. Ab Spielmitte übernahm Josia Schaffner den Platz als Hintester Mann von Eric Abgottspon.


Gerhard war zu diesem Zeitpunkt Müde und machte sich auf dem Weg ins Bett. Auch am Samstagmorgen würden seine Schafe auf ihn warten. Er war zufrieden mit sich und der Welt.

Auf die anderen Schafe wartete das letzte Drittel. Sie waren wohl ein Bisschen zu zufrieden mit sich. Anders ist nicht zu erklären wie sie Ayer-Sierre ins Spiel kommen liessen. Eine Mannschaft die nun zeigte, warum sie als Geheimfavorit in dieser Gruppe des Walisercups galt. Sie, die sich nur auf diesen Wettbewerb konzentrieren, um dort ihr ganzes Potenzial abrufen zu können. Nichts war zu sehen von Müdigkeit, nur ihre Routine kam zum Vorschein. Vier Mal traf Cedric Grichting allein im Schlussdrittel, dazu zeigte auch Pouget sein Können. Die Schafe liessen Schaffner mehrfach im Stich. Da gilt es das Augenmerk drauf zu behalten, das darf so einfach nicht passieren. Man hatte das Gefühl dass nur noch Zumoberhaus bereit war dorthin zu gehen wo es weh tut, so wie er es immer macht – mit Einsatz, Tempo und Rafinesse.


Nur Heynen konnte mit seinen beiden Toren im Schlussdrittel gegen Ayer-Sierre dagegenhalten. Zu wenig, um den getrübten Eindruck des letzten Drittels vergessen machen zu können. So konnten die Schafe nicht vollends zufrieden sein.

Aus, Schluss ,vorbei – 60 Minuten waren gespielt. Auch Gruber und Lowiner durften ihren Arbeitstag beenden.


22.34 Uhr – Apéro in der Klosi. Ein überaus sympathischer Gegner zeigte sich als fairer Verlierer. Obwohl man an einem solchen Abend kaum von Verlierern sprechen kann. Alle hatten Freude am Sport, so soll es sein, nicht nur im Wallisercup.


22.35 Uhr – bei Gerhard zu Hause. Seine Frau musste ihn kurz stupsen, sein Schnarchen war zu laut. Das Schäfchen zählen hatte er längst hinter sich, er schlief tief und fest. Und er freute sich darauf am anderen Tag zu erfahren, wie sich die Schafe in der Klosi geschlagen hatten – seine Schafe. Ja auch seine, so wie sie sinnbildlich für alle sportbegeisterten Oberwalliser stehen, und auch für die nicht Sportbegeisterten. Er träumte davon, wie er mit Zurwerra und Frutiger auf dem Feld stehen durfte, ein Traum den er schon seit langem hat. Einen den er selten auszusprechen wagt, nur vor seinen Kindern. «Ds Talänt vam Dani und dum Marco chasch halt nid im Coop cheufe, und di Zit fer e Jugendolympiade hätt nid kä, da bini lieber mim Papa ze Schafu» sagt er dann jeweils zu sich selbst mit ein Bisschen Wehmut. Und er würde treffen, da bin ich mir sicher. Frutiger würde den Block führen und Zurwerra Gerhard so freispielen, dass er den löchrigen Ball im Netz versorgen würde.


So sind sie halt auch die Schafe, nicht nur zielstrebig und leidenschaftlich, auch kollegial und sozial. Und es macht ihnen Freude, wenn sie anderen eine Freude machen können mit ihrem Spiel.


Das taten sie den Zuschauern an diesem Abend in der Klosi.


Blacknosesheep: Abgottspon, Schaffner (Tor); Heynen (5/2), Gsponer (2/2); Imesch (5/0), Briggeler (1/1), König (1/1); Zurwerra (4/1), Frutiger (1/1), Zumoberhaus

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