VS-CUP 07.11.2019 – 1. Spieltag
Aktualisiert: 10. Dez. 2019
Blacknosesheep : Unihockey Floorball Sierre Région II (UFSR) 26:3 (10:1, 12:0, 4:2)
Coach Heynens Sprachnachricht
Rückblick: Am 2. Mai 2000 war es. Genauer gesagt in St. Petersburg. Noch genauer: Die Schweizer Eishockey A-Nationalmannschaft stand vor einer David-gegen-Goliath-Herausforderung. Nach einem verheissungsvollen 3:3 gegen die USA zum WM-Auftakt und einer schmachvollen 2:4 Niederlage gegen Frankreich stand die Schweiz vor dem Aus. Es drohte die Abstiegsrunde.
Das letzte Gruppenspiel gegen den Gastgeber und Topfavoriten Russland stand an. Die Russen stellten die beste Mannschaft seit dem Untergang der Sowjetunion zusammen. Ein Erfolg an der Heim-WM war quasi Pflicht. Selbst die NZZ vermochte im Vorfeld dieses Spiels Pessimismus zu verbreiten: Eher kehrt der Zar an die Macht zurück, als dass die Schweiz Russland besiegen werde.
Coach Krüger musste sich etwas einfallen lassen. Und ihm fielt etwas ein. So schrieb er in der Nacht vor dem Spiel seinen Spielern eine SMS: „Glaube an das Unmögliche und das Unmögliche wird möglich.“ Damit traf er seine Spieler mitten ins Motivationsmark. In einer Zeit, an der noch nicht sämtliche Schweizer über ein Elektrogerät in der Tasche verfügten, Nokia zum Siegeszug ansetzen sollte und die Swisscom unverschämte 20 Rappen pro Nachricht verlangte, war diese Art von Motivation ein Novum. Wieviel eine SMS in Russland Krüger kostete, ist nicht überliefert. Jedoch sollte sich diese Investition lohnen. Die Schweiz besiegte am 3. Mai 2000 im ausverkauften Ice Palace vor 12‘500 Zuschauern Russland mit 3:2 und schickte damit die Russen in die grösste WM-Blamage ihrer Geschichte (Rang 11).
Die Frage ist berechtigt, was diese Story nun mit den Schafen zu tun hat. Zum einen ist der Gegner nicht gerade bekannt, Teil einer Supermacht zu sein und zum anderen hält sich die Bedeutung dieses Spiels doch arg in Grenzen. Und es wurde auch nicht vor einer spektakulären Kulisse gespielt. Doch, und das zeigt das Naturell dieses Vereins eindrücklich, sind einige Parallelen zu erkennen.
Coach Heynen wusste nicht genau, auf was er sich einstellen musste. Das Team aus Siders war eine Unbekannte. Ganz schafisch entgegnete Heynen dieser Mannschaft also demütig und mit dem gewissen Mass an Respekt. Wer weiss, vielleicht entpuppt sich dieses Team ja gleichwohl als Wolf, der den Schafen das Fell über die Ohren zieht. Da eine SMS nur mehr gelegentlich zeitgemäss scheint (Lio), wählte er die Sprachnachricht, um jedem Spieler seinen Gameplan zu präsentieren. Wie lange er dafür brauchte, ist nicht überliefert – aber auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Massnahme fruchtete und das Team von Anfang an bereit war, seine Spielidee umzusetzen. Und dies gelang ausgezeichnet. So stand es nach 12 Spielminuten 9:0 für die Schafe. Das erste Drittel beendeten die Natischer Schwarznasen mit 10:1.
Und Heynen? Der Coach schaute sich um, um der Sache noch nicht so recht zu trauen. So fehlte ihm der Mut für das, was er vorhatte. Noch fehlte ihm der Mut. Noch. Und so schickte er dieselben zwei Linien aufs Feld wie in Drittel Nummer eins. „Konzentriert, wach und temporeich soll es werden, das zweite Drittel“, so Heynen. Und das wurde es auch. Der Mittelabschnitt wurde glatt mit 12:0 gewonnen. Dieses „zu null“ bewerkstelligten beide Torhüter. Josia Schaffner beendet nach 30 Spielminuten seinen Arbeitstag während Erich Abgottspon beim Stand von 17:1 diesen in Angriff nahm.
In der zweiten Drittelspause, schaute sich Coach Heynen erneut um, um die Lage zu checken. Nirgends ein Wolf zu sehen. Weit und breit nicht. Also nahm er all seinen Mut zusammen und schickte sein Paradeschaf Zurwerra zum Warm-up. Endlich aus Sicht Zurwerras. Wer sein Team zweimal in der Verlängerung eines Meisterschafts-Finale zu Titelehren führt, erhält nun mal besondere Ehren zugesprochen. Zurwerra gab also nach überstandener Verletzungspause sein Comeback – und schaffte immerhin eine ausgeglichene +/- O Bilanz. 4:2 sollte das letzte Drittel enden und das Team sorglos den ersten Sieg in diesem Wettbewerb einfahren. Der Gegner war – bemüht. Gab er doch nie auf und freute sich über jeden Abschluss – und über jedes der drei Tore. Selbst wenn eines davon mit gütiger Mithilfe Lio Gsponers zu Stande kam, der den Ball kurzerhand selbst im Tor unterbrachte.
Was jedoch im Cup das Schöne ist, ist das vierte Drittel. Den Brauch des Gastgebertums meisterhaft beherrschend, wussten die Mannen aus dem Mittelwallis ein äusserst anständiges Apéro aufzutischen. Wir bedanken uns wärmstens. Es lohnte sich also aus Termingründen das Heimrecht abzutauschen.
Heynen ist nicht Krüger, eine Sprachnachricht keine SMS und Siders nicht Russland – und doch wird ein Hockeyspiel zum Lebensmittelpunkt während 60 Minuten. Eine Passion, die hoffentlich noch lange so weitergeht – auch wenn der Gegner für einmal nicht mithalten konnte.
Blacknosesheep: Schaffner (0/1), Heynen (7/5), Gsponer (2/3), König (4/2), Imesch (5/4), Briggeler (2/2, Frutiger (4/2), Zurwerra (2/0), Abgottspon