Saison 14/15 - Cup Halbfinal
Naters – 31. Januar 2015 – Aus, Ende, Vorbei. Der Traum vom CUP-Sieg muss nach der Niederlage gegen die UHC Embd Devils begraben werden. 5:8 lautete das Verdikt nach dem Schlusspfiff. Ein zähes Ringen, welches Spielern und Zuschauern alles bot, was ein CUP-Fight beinhalten kann: Tore, Spektakel mit Latten- und Pfostenschüssen, Penaltys, Fouls, Strafen und die schon fast obligaten Emotionen, die zu dieser Affiche einfach dazugehören.
Blacknosesheep – UHC Embd Devils 5:8 (2:3)
Spieltag in der Klosi. Es ist 06h13. Noch ist es stockfinster draußen. Noch schlafen die Schafe – zumindest all diejenigen, die nicht von Dreikäsehochs geweckt werden – wie die Familienväter Ruppen, Wyer oder Frutiger. Deren Nachwuchs sorgt schon früh für gehörigen Trubel und freut sich auf den Bau von Schneemännern draußen im Schneetreiben. Coach Zurwerra zerbricht sich derweil den Kopf über die mögliche Taktik – der heiße Kaffee in der Tasse leistet ihm dabei stille Gesellschaft.
Gleichzeitig in Embd. Auch hier ist es noch stockfinster draußen. Während sich die Angehörigen der Spieler erste Butterbrote streichen und frische Milch direkt aus der Sennerei zu sich nehmen, wecken sie langsam die noch müden Teufel auf. Zur selben Zeit wird der Proviant für den Tag eingepackt und jeder im Dorf freut sich auf die lange Reise ins Tal, die nun endlich in Angriff genommen werden darf. Draußen schneit es selig vor sich hin. Wer seine Ohren spitzt, hört von Weitem die Laute des Schneepflugs brummen.
Heute ist ein ganz besonderer Tag für das 311-Einwohner zählende Dorf. Da das Fanionteam wie auch die Reservemannschaft im Halbfinale stehen, kann OUM-Geschichte geschrieben werden und ein Embder Finalderby zu stehen kommen. Dieses Szenario will sich natürlich kein Dorfgenosse entgehen lassen - so scheint es zumindest. Denn die Galerie in der Klosi ist gefürchig gefüllt – lauter Embder, welche ihre Teufel auf dem Floor frenetisch unterstützen.
Böse Zungen behaupten, dass sich nicht alle Dorfbewohner über das sportliche Hoch und die daraus resultierende Euphorie im Dorf freuten. Der Pfarrer soll sichtlich erbost sein, da die Kirche – ein weiteres Mal – leer zu bleiben droht, an diesem Samstag. Die römisch-katholische Anhängerschaft im Allgemeinen, die seit Längerem an Attraktivität verliert, steht schon genügend unter Druck. Und fliegt dann noch das ganze Dorf aus – wer soll da noch um himmlischen Beistand und Gottes Gnade beten und vielleicht den einen oder anderen Franken in den Opfersack legen? „In der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen“, denkt sich da der Gottesvertreter, oder anders ausgedrückt, der Kleriker versuchte umgehend zu handeln. So soll sich der gute Mann überlegt haben, seinen Kollegen in Naters anzurufen, der die Messe doch für ihn übernehmen und durchführen könnte. So musste die heilige Dreifaltigkeit doch nachsichtig gestimmt werden und den Embder Sportskanonen, sowie sich selbst, der Segen erteilt werden können. „Was für ein schlaues Kerlchen ich doch bin“ hörte er sich selber über den grünen Klee loben, als ihm die Kinnlade buchstäblich runterfiel und er begriff, dass sein Natischer Kollege im Begriff ist, himmlische Liebe in irdische zu tauschen und deshalb erst recht nicht mehr zu kontaktieren ist. „Verdammt“! Das Dilemma, sollte sich also weiterziehen...
Nun ja, ob das nun Hand und Fuß hat, was diese (allzu-)bösen Zungen da zu behaupten wissen, sei jetzt einmal dahingestellt. Fakt ist, so wenn es denn wahr ist, dass ein unzufriedener Pfarrer immer noch mehr zu zählen scheint als gar kein Pfarrer. Denn Embd sollte dieses Spiel gewinnen, und die Schafe müssen wohl ein ernsthaftes Wörtchen mit ihrem Gottesvertreter im Dorf reden. Das dazugehörende Hühnchen, das es da zu rupfen gibt, wird dann gleich mitgebracht. Denn diese Unterhaltung dürfte länger gehen – und bekanntlich lässt sich nicht gut Klartext reden, wenn der Magen knurrt.
Ganz zu Beginn der Partie sah es gar nicht so schlecht aus, aus Sicht der Schafe. Embd wurde vom Tempo der Schafe überrascht. Diese gingen bis zur sechsten Spielminute mit 2:0 in Führung. Wyer und Zurwerra zeigten sich für dieses Resultat verantwortlich. Es hätte bis nach einem Viertel der Partie gut 4:0 stehen können, wäre der Pfosten oder die Latte nicht anderer Meinung gewesen. Oder war es doch Embds Pfarrer, der da seine Gebete mit im Spiel gehabt hatte?
Statt des gewünschten Resultats, sah die Sache zur Pause ganz anders aus. Plötzlich, und nach effizient ausgeführten Standardsituationen, führten die Teufel mit 3:2. Der omnipräsente Wasmer, Bumann und Captain Fux sorgten für die Wende. Die Partie war äußerst intensiv, wurde aber größtenteils sehr fair ausgetragen. Dass es so kam, war auch Schiri Miesch zu verdanken, der seinen autoritären Führungsstil durchzuziehen wusste.
Die zweiten 20 Minuten sollten es dann nochmals gehörig in sich haben. Nach dem 3:3 Ausgleich durch Steve Imhof stand das Spiel auf Messers Schneide. Wasmer und Wyer wussten im Anschluss die Pace nochmals zu erhöhen. 4:4.
Fünfeinhalb Minuten vor Schluss schwebte das Damoklesschwert dann buchstäblich über der Entscheidung dieses Spiels. Auf welche Seite sollte das Momentum fallen? Die Würfel fielen zu Gunsten der Teufel.
Wie konnte er nur – unser Kirchenmann?
Man of the Match sollte ein junger Mann werden, welcher der OUM, den Visper Lions auf dem Großfeld und nicht zuletzt dem UHC Embd Devils noch viel Freude bereiten wird. Selenruhig, mit begnadetem Talent gesegnet, sollte er die Entscheidung praktisch im Alleingang herbeiführen. Damian Wasmer stieg mit diesem Spiel in den OUM-Olymp auf. In diesem befinden sich neben Zermatts Ramon Murmann und besagtem Wasmer aus Embd nicht mehr viele Spieler.
Einer, der bestimmt nicht in diesen illustren Kreis gehört, ist – und dass muss als Prävention für alle Schiedsrichter im Hinblick auf die Playoffs gesagt werden – Marc Fux. Weiss ein Steven Fux sich mittlerweile anständig zu benehmen (Kompliment), werden den Jungen um Wasmer und Lengen, von den mit der Tugend der Bescheidenheit aufgewachsenen und vorgelebten Eltern (oder war es schlussendlich doch der Dorfpfarrer?), von klein auf Manieren beigebracht. Auch die sonst als Hitzköpfe bekannten Fabian Schaller und Adrian Fux wissen mittlerweile wie sie sich in solchen Spielen, die stets Geschichte schreiben, zu benehmen. Während wir über die vorhandene Größe Fabian Lengens, der für den neutralen Beobachter der eigentliche Führungsspieler dieses Teams ist, nicht näher eingehen müssen, ist die Rolle Marc Fux‘ doch prophylaktisch zu thematisieren.
Als das Spiel hektisch wurde, nutzte der gute Mann jeden Pfiff des Schiedsrichters, um den jeweiligen Entscheid zu hinterfragen. Diese Taktik, zweifellos clever und gewollt, ging auf. Oder war es doch der fehlende Atem, der dem ein wenig zu robust geratenen Fux zu fehlen schien? Jedenfalls wurde der Rhythmus des Spiels und der Schafe jäh und stets unterbrochen. Miesch ließ sich ständig auf diese Kommunikationsspielchen ein. Der aufgrund der Affiche gekommene Zuschauer musste sich fürchterlich aufregen. Nicht zuletzt Miesch musste am Abend noch vom Konterfei Fux‘ zu träumen gehabt haben – denn an diesem Tag kam dieses ihm bestimmt näher als dasjenige seiner eigene Frau.
Nichtsdestotrotz, und das soll hier in aller Deutlichkeit gesagt werden, lag die Niederlage nicht an Schiri Miesch, der ansonsten hervorragend unparteiisch zu pfeifen wusste. Noch lag es an der Dominanz der Devils, die über große Strecken aber doch die feinere Klinge zu führen wussten, dass die Schafe als Verlierer vom Platz mussten. Mit Damian Wasmer verfügten die Teufel über das Zünglein an der Waage, welches für den Unterschied in einem sonst sehr ausgeglichenen Spiel sorgte.
Die Ansätze der Schafe waren vielversprechend, die taktischen Vorgaben von Coach Zurwerra konnten umgesetzt werden und eine Reaktion auf die zuletzt schwächeren Spiele ist spürbar gekommen. Zudem verursachten die Standards für gehörige Not in der Defensive der Teufel, welche durchaus strenger geahndet hätten werden können. Der Ausfall Markovics, und die damit verbundene Unterzahl in den zweiten 20 Minuten, stellte sich natürlich als kontraproduktiv heraus. Die Schafe sind aber wieder auf dem aufsteigenden Ast und werden unter Umständen nicht das letzte Mal auf Embd treffen. Bis dann wird der Kuchen mit der göttlichen Hoheit auf Erden in Naters gegessen sein
Und wenn der Kuchen das nächste Mal spricht, hat der Krümel Pause. Das nur so zu Info ins vordere Mattertal.
Ruppen (C); Markovic, Frutiger; Eyholzer, Imhof (2); Zurwerra (1), Wyer (2)